Gedanken zu Peter Brook

Dem Zauberer des wahrhaftigen Theaters.

 

Eben habe ich gelesen, der große Theatermann Peter Brook ist gestorben. Man glaubt immer, sie leben ewig, die ganz großen, die so viel Einfluss nehmen auf eine kulturelle Zeit, aber leider ist das nicht so. Ich erinnere mich, ich war einmal in einer Vorstellung, Peter Brook gastierte mit seine Theatergruppe im Marstall, München war aufgeregt, also das Theater-München. Warum? Weil er etwas schaffte, was als das höchste Ziel für Theaterschaffende gilt, man hat den Schauspielern jedes Wort geglaubt. Ich komme zur Vorstellung im Marstall – die mitwirkenden Schauspieler stehen vor dem Eingang. Und – ich habe so etwas noch nie gesehen, sie waren beschäftigt mit ihren Rollen, in sich gekehrt, das Raunen und Murmeln und Rufen und Lachen und Drängeln des Publikums vor der Vorstellung schien ihnen nichts aus zu machen. Oh Gott – dachte ich, wie anstrengend muss das sein, so ehrlich sich schon weit vor Vorstellungsbeginn in die Rolle zu begeben. Ich konnte mir nicht vorstellen, was sie dachten, sicher gehörte das aber bereits für die Theater-Companie von Peter Brook zur Vorstellung dazu.

In der Vorstellung – eine Wahrhaftigkeit, eine Ernsthaftigkeit, eine Ehrlichkeit – es war fast surreal. Einerseits war es ein Jahrhundertereignis, mal einen ungekünstelten Hamlet zu sehen, andererseits aber dachte ich mir, wie hält ein Schauspieler das aus? Was gibt es da für Brücken vom Denken? Das lernte man sicher nur, wenn er einen in seine Gruppe einlud. Und das passierte, überall wo er war. Er brauchte nur einen leeren Raum, ein Viereck sozusagen von der Größe eines Zimmers, Hauptsache leer. Dann entweder drumherum Stühle oder Kissen, fertig war die Bühne. Und er konnte jeden Laien, der mitspielen wollte, zu schauspielerischen Höchstleistungen formen, sie waren ihm viel lieber wie die selbstgefälligen Lokalmatadore, die man wahrscheinlich gar nicht mehr beeinflussen kann. Ich staunte und war sprachlos und wusste, so eine darstellerische Höhe werde ich wohl nie erreichen.

Wie schade, dass er sich von der Theaterwelt und überhaupt der Welt verabschiedet hat. Aber er hat etliche Werke hinterlassen. In google sind sie zu finden, eines habe ich zuhause, das sind seine Gedanken über Schauspieler und Theater, der Titel lautet: Das offene Geheimnis. Aber man muss ein wenig denken, wenn man sich auf seine Auseinandersetzungen einlassen möchte. Ich hatte einmal kurz unterrichtet und eine theoretische Abhandlung vor Schauspielschülern erarbeitet und vorgetragen, alle waren so still und betroffen – ich fragte nach 20 Min:

„Habt ihr alles verstanden?“

Leider antworteten sie: „Nein, gar nichts“. Das war für mich wieder unverständlich.

Wenn Ihr Interesse habt, könnt ihr ja mal über den Meister Peter Brook, der so sehr an das Theater glaubte, recherchieren.

Brigitte