Ein kleiner Einblick in die Arbeit des Schauspielers bei Proben

 

Es gibt Unterscheidungen in der Arbeit der Schauspieler für verschiedene Spielstile, je nachdem, in welches Genre sie am Theater engagiert werden.

Im Unterhaltungstheater und in Shows proben sie die Tanzeinlagen und Gesangsnummern und natürlich die Abläufe, im Boulevard üben sie wochenlang die Texte auf Pointen zu setzen und ein flinkes Abnehmen des Textes vom Partner herauszuarbeiten. Das ist eine Technik, die die Spannung des Theaterabends hochhält.

Und in den klassischen Theaterstücken kommt als entscheidendes Moment die Emotion mit dazu bei den Proben. Hier muss der Schauspieler Gefühle einsetzen, mit Emotionen jonglieren. Hier werden bei den Proben Charakterrollen erarbeitet. Das Gerüst ist der Text und die Situation in einer Szene, und darin muss er mit einer Befindlichkeit, einer Haltung, einer Absicht, leben. Also nicht der Schauspieler, seine Rolle. Schwieriges Thema.

Man sagt ja immer, wir erwecken die Rollen zum Leben, das klingt so abgedroschen, aber ich weiß nicht, wie man es anders ausdrücken kann. Im Idealfall gelingt das.

Das kann man aber nicht über fast 2 Stunden durchhalten an einem Theaterabend, also setzt man sich Highlights, z.B. in einem Monolog, wo alle Augen auf einen gerichtet sind, da kann man in alle Facetten gehen und in anderen Szenen erholt man sich etwas und bleibt in der Stimmung.

Das ist wohl umstritten und angreifbar, was ich da sage, aber ich stütze mich auf große Theatermacher und ihre Schriften: auf Stanislawski und weiter auf Lee Strasberg. Diese beiden haben versucht, die Arbeit des Schauspielers niederzuschreiben und einen Leitfaden zu liefern, wie man mit dem Herstellen der Emotionen umgeht. Das ist so ein komplexes Thema, dass ich es nicht in so einem kleinen Beitrag behandeln kann.

Um mit Emotionen arbeiten zu können, braucht man eine ziemliche Sicherheit auf der Bühne, braucht man ein „sich auf der Bühne zuhause fühlen“, es darf keine Ängste geben und man ist einfach der oder die, die man nach der Textvorgabe auf der Bühne wird. Und da kommt schon wieder das große Fragezeichen. Weiß der Schauspieler dann noch, wer er selber ist, ist das psychisch nicht zu anstrengend? Ja, es ist anstrengend und der Schauspieler muss auch an sich selbst arbeiten, um diesen Herausforderungen mit einer gesunden Psyche gewachsen zu sein.

Ich rede hier vom Idealfall für große Charakterrollen aber höre auch schon auf, alleine die Technik hierfür füllt Bücher. Wenn Euch etwas interessiert, schreibt es mir, ich gehe gerne darauf ein.

Sicher habt ihr gemerkt, dass ich nicht mehr in großen Rollen auftrete, das steht in wikipedia, das Warum. Man sagt immer, der Schauspieler muss so lange auf die Bühne, solange er lebt, ich lasse es offen, zurzeit geht es mir gut und gerade nutze ich sie, um über besondere Ereignisse in meinem Theaterleben zu schreiben.